6 Transformation: Mensch und Natur
Die menschliche Lunge ist wie ein Baum, der Baum wie eine Lunge: Mensch und Natur sind eins.
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2 Zeichnungen: Hier die menschliche Lunge im Querschnitt, da ein mächtiger Baum. Die Ähnlichkeit ist so unverkennbar wie faszinierend – und geht doch weit über die offensichtliche Spiegelung der formalen Bildsprache hinaus. Die Anatomie spricht von Bronchialbäumen, die sich in Ästen verzweigen. Parks wiederum gelten als die Grüne Lunge der Städte. Das beim menschlichen Ausatmen freigesetzte Kohlendioxid verhilft dem Baum zum Leben. Umgekehrt ist der von Bäumen erzeugte Sauerstoff unabdingbare Voraussetzung unseres Daseins. Eines greift in das andere, Mensch und Natur sind untrennbar und eins.
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Idee und Umsetzung:
Andrea Partheymüller-Gerber
Kontakt zum Künstler:
andrea.partheymueller-gerber@web.de
Straße PLZ & Ort:
Hirtengasse 11 96317 Kronach
Fotografen:
Karl-Heinz Wagner, Falk Bätz, Bertram Schneider, Christian Köferstein, Martin Zwosta
Typ:
Light Art
Hintergrundinformationen:
5 Fragen an Andrea Partheymüller-Gerber
- Was macht dein Kunstwerk zu einem LICHTBLICK und Mutmacher?
Es regt zum Nachdenken über den Inhalt an und denken ist immer gut. Mein Werk weist deutlich auf konkrete Zusammenhänge hin, auf eine Beziehung zwischen Naturkräften, Naturfarben – und
-formen, die sich gegenseitig bedingen und spiegeln, Mensch, Natur und Kosmos. Die Form der Lunge, der Bronchen und darüber der Baum mit seinen Verästelungen, beide Bilder sind nah aufeinander bezogen. Sie sind auf einem weich, luftig gepolsterten, rosafarbenen Hintergrund gezeichnet, was die übergeordnete Lebenskraft beider Naturebenen symbolisieren soll.
Es regt den Tast- und Wärmesinn an. Obwohl man das durch die Scheibe natürlich nicht berühren kann und man weder die Weichheit noch die Wärme direkt spürt. So ermöglicht es die Weichheit der Formen und die Farbwahl, auf die sensiblen Empfindungen und Verbindung hinzuweisen. Die Strahlkraft der guten Ausleuchtung des Werkes bringt das Licht und die Farbe Krapprosa leicht zum Vibrieren: Hier zeigt sich auch in der Lichtinstallation die Verbindung zur Luft. Licht und Luft sind wie Geschwister, Licht ist ja sehr viel feiner, ätherischer und Luft nahezu greifbar. Auf jeden Fall kann sowohl Licht als auch Luft etwas in Bewegung bringen, verändern. Deshalb war es für mich naheliegend, auf die große Bedeutung der Luft, der frei bewegten Atemluft hinzuweisen. Diese wird jedoch durch die Masken stark eingeschränkt. So reizte es mich sehr, diese Objekte in der Installation frei und lustig, wie kleine Fähnchen im Wind flattern, sich bewegen zu lassen. Meine Absicht ist, den Atem des Betrachters freier, gelöster und leichter werden zu lassen.
- Wie kam dir die Idee zu deinem Kunstwerk?
Als Yogalehrerin beschäftige ich mich intensiv mit der freien Atmung. In den Büchern des Autors Heinz Grill gibt es deutliche Hinweise und klare Aussagen zur großen Bedeutung der Atmung, auch die Zeichnungen sind durch ihn inspiriert. Künstlerisch bin ich ständig mit der Natur in Kontakt, da die von mir genutzten Farben aus Pflanzen hergestellt sind. Da liegt es nahe, beide Ebenen in Beziehung zu bringen. Ich fragte mich: Wer ist sich im alltäglichen Leben über die Bedeutung des Atems bewusst? Wann kommen der Atem, die Bronchen oder die Lunge überhaupt ins Bewusstsein des Menschen?
Tag und Nacht funktioniert der Atemvorgang ohne Unterbrechung, angefangen vom ersten Einatmen des neugeborenen Kindes, bis zum letzten Atemzug eines sterbenden Menschen. Durch Erkrankungen der Atemwege haben betroffene Kranke sehr wohl starke Einblicke in belastende Zeiten durch die herabgesetzte Atemfunktion. Und andererseits werden Phasen, in denen der Atem leichter fließt, häufig als erlösend erlebt.
Der Inhalt meines Lichtblickes sollte eine Antwort auf die Frage geben: Was braucht der Mensch zurzeit am meisten? Denn gerade die heutige, in vielerlei Hinsicht belastende Situation, die auch durch die verschiedenen Ängste in der Gesellschaft ausgelöst wird, gerät der Einzelne oft in eine Enge und auch Beklemmung im Atembereich. Dies geschieht oft ganz unbewusst. Jedoch wäre es für jeden so wichtig, sich über den eigenen Atemvorgang ab und zu bewusst zu werden und die Bedeutung des freien Atems als wesentlich für die Entwicklung des Menschen wahrzunehmen. So sind wir beispielsweise durch die Atmung in einem ständigen Austausch mit unserer Umgebung, mit unseren Mitmenschen, mit allem, was uns umgibt, eben auch, und das besonders heilsam, mit der Natur.
- Welche Emotionen würdest du gerne mit deinem LICHTBLICK auslösen?
Am liebsten würde ich die Menschen mutig und tief ein- und ausatmen und danach lächeln sehen.
- Welchen Stellenwert hat Licht generell in deinem Schaffen?
Licht ist einerseits praktischer Natur, es schafft Räume, nimmt die Dunkelheit weg. Und es ist gleichermaßen kosmisch spiritueller Natur. Der Lichtblitz der Inspiration ist sicher jedem Leser ein Begriff. Licht eröffnet Lebensraum und ist sinnstiftend, ermöglicht Beziehungsaufnahme und je nach Lichtfarbe: Nähe, Leichtigkeit, Klarheit, Einordnung und immer mit der Orientierung hin zum Lebendigen. Licht und Dunkelheit sind beides für mich als Malerin von Interesse, da Farben und Farbwirkungen auf dem Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit basieren. Licht ist deshalb mein wesentliches Forschungsgebiet, gerade bei der Farbherstellung aus Pflanzen. Pflanzen sind Sonnenwesen, in den Farben ist dieses Licht der Sonne noch lebendig vorhanden. Auch ist dadurch bei meinen Bildern eine heilsame Wirkung gegeben.
- Wie hilft uns Kunst durch heutige Zeiten?
Kunst, soweit diese auf der Basis von schöpferisch, kreativen Kräften beruht, ist immer aufbauend. Sei es nun Musik, Bewegungskunst, wie Tanz oder eine kreative Sportart, oder eben die bildende Kunst. Um nur einmal bei dieser zu bleiben, da ist meine Meinung, dass es auf die Art der Betrachtung ankommt, ob diese tatsächlich vertieft und nachhaltig hilfreich sein kann in dieser Zeit, die krankt am schöpferischen Austausch.
Kunstwerke, mit aufbauendem Inhalt sprechen immer den ganzen Menschen positiv an. Da ist die Wirkung noch leichter ablesbar. Jedoch gibt es unterschiedliche Arten der Betrachtung, der Auseinandersetzung mit Kunst. Beispielsweise die direkte sinnliche Ebene des Erfassens, diese ist leicht wahr- und aufnehmbar und verleitet den Betrachter oft zu Bewertung und vorschnellem Urteil. Wird etwas als positiv bewertet, wird etwas gut beurteilt, so nützt es dem Betrachter wahrscheinlich in irgendeiner Weise, es kommt ihm in seiner Auffassung entgegen. Oberflächlich gesehen kann es der Kunstliebhaber leicht genießen und konsumieren. Nützt es dem Betrachter nicht und ist es seiner Meinung nach schlecht oder ist es nicht ganz einfach, das Werk in irgendeiner Weise zu verwerten und einzuordnen, dann lässt es der heutige Betrachter lieber, auseinandersetzen ist zu anstrengend. Es ist eben leichter, ein Urteil zu sprechen.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass es die eigene Ansicht in Frage stellt. Die eigene Werteordnung durcheinanderbringt. Dann müsste man sich gar eine Weile damit auseinandersetzen, auch die seelische und eventuell sogar die geistige Ebene und Aussage des Werkes durchdringen. Da wird schon viel verlangt in der Kunst, vom Betrachter. Aber ganz tief im Inneren möchte sich jeder Mensch ja gerne weiterentwickeln, auch wenn es nach außen nicht den Anschein hat. Auf irgendeine Art wird jeder lernen wollen, auch wenn es anstrengend ist. Gerade die tiefen und die letztgenannten Ebenen sind subtiler Art und intellektuell nur schwer erfassbar. Man kann sich selbst beobachten bei der Betrachtung des Werkes, und sich Fragen stellen, es ist interessant sich selbst auf die Schliche zu kommen.